Tschüss “KD” – Unser Spartenleiter Klaus-Dieter zur Linden hört nach 25 Jahren auf
Unser Fußball-Spartenleiter Klaus-Dieter zur Linden wird auf dem Pichterich nur „KD“ genannt. Zwei Buchstaben die den Fußball im Unterland in der letzten 25 Jahren entscheidend mitgeprägt haben. Nur zwei Buchstaben, die jedoch einen an Worten kaum endlichen Teil der Neckarsulmer Sporthistorie mitgeschrieben haben. Jetzt aber endet die „KD“-Ära in Neckarsulm. Klaus-Dieter zur Linden hört als verantwortlicher Spartenleiter auf. Er übergibt seinen Nachfolgern ein sportliches Lebenswerk mit Erfolgen am Fließband.
Der 31.08.19 war für „KD“ offiziell der letzte Arbeitstag als verantwortlicher Spartenleiter der Neckarsulmer Sport-Union. Fast auf den Tag genau 25 Jahre war er dann im Amt. Ein Vierteljahrhundert lenkte er die Geschicke unserer Abteilung. Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass es ohne unseren „KD“ in Neckarsulm wohl gar keine Fußballsparte mehr geben würde. Denn wenn es, wie Ende der 90er Jahre geschehen, finanziell einmal brannte, hat Klaus-Dieter zur Linden schon mal ein Privatdarlehen aufgenommen, um das Überleben der Fußballer zu sichern.
Zudem war er mitverantwortlich für den Bau des Pichterich-Kunstrasens, der für den Verein ebenfalls von existentieller Bedeutung war, sowie der Flutlichtanlage im Pichterichstadion 2013. Ebenfalls fiel in seine Amtszeit die Implementierung einer neuen Homepage und des Stadionmagazins „NSUlive“. Die deutliche Fokussierung auf die neuen Medien äußerte sich später in der Verleihung des Sepp-Herberger-Preises für digitales Engagement durch den DFB, den die NSU als erster Verein des Unterlandes überhaupt erhielt. Zudem war Klaus-Dieter zur Linden initiierte eine neue NSU-Hymne ebenso, wie die Anschaffung einer mobilen Anzeigetafel, die dann letztendlich von unserem Hauptsponsor Helmut Zartmann finanziert wurde.
Begonnen hatte alles im Jahr 1984. Die Liebe zu seiner Eva hat Klaus-Dieter zur Linden damals aus seiner norddeutschen Heimat nach Neckarsulm geführt. Die Liebe zum Fußball brachte ihn zur damaligen SV Neckarsulm. Am 01.05.1992 trat er in unseren Club ein, 1994 wurde er dann offizieller Chef der Neckarsulmer Fußballabteilung. Er übernahm damit eine sportlich kriselnde Sparte, die 1. Mannschaft spielte damals um den Klassenerhalt in der Bezirksliga, auch die Jugendabteilung lag nahezu komplett am Boden. „Mit neuer Führung weg vom Tiefpunkt“ titelte damals die Heilbronner Stimme passenderweise.
Mit Herzblut, aber auch seinen strategischen Kenntnissen als Geschäftsmann ging „KD“ die neue Aufgabe akribisch an. Schnell hatte Klaus-Dieter zur Linden analysiert, dass der erste Schritt in eine sportlich erfolgreiche Zukunft die personelle Neuausrichtung darstellte. „Wir waren damals strukturell komplett am Boden“, blickt er auf die Anfangszeit zurück. Also installierte Klaus-Dieter zur Linden als erstes einen Sportlichen Leiter, einen Marketing-Verantwortlichen, einen Kassier, einen Verantwortlichen für die Jugend sowie einen Wirtschaftsleiter. Damit waren personell alle wichtigen Bereiche und Zuständigkeiten abgedeckt.
Der zweite Schritt: Das Image verbessern. „Da potentielle Neuzugänge oftmals in einer Disko angesprochen und angeworben wurden, bezeichnete uns jeder im Unterland als „Diskotheken-Mannschaft”. Das hat mich unheimlich gestört“, sagt Klaus-Dieter zur Linden. Allgemein war Kritik und fehlende Wertschätzung ein wichtiger Motivationsfaktor für ihn, aus der er jede Menge Energie zog. Als beispielsweise 2008 ein Funktionär des FC Union Heilbronn zu ihm sagte, dass die Neckarsulmer Herrlichkeit nur von kurzer Dauer sei, war dies einer seiner Hauptantriebsfedern, das Gegenteil zu beweisen.
Doch zurück ins Jahr 1994. Mit Akribie arbeitete Klaus-Dieter zur Linden also am strukturellen und sportlichen Neckarsulmer Wideraufbau. Dankbar war „KD“, dass er in dieser schweren Zeit auf die tatkräftige Hilfe der Alten Herren bauen konnte. „Bubi“ Grzes und Thomas Gurr haben in der sportlichen Leitung mitgewirkt, weitere AH´ler haben unsere 1. Mannschaft verstärkt.“
Und überraschend schnell griffen die einzelnen Rädchen ineinander. Die 1. Mannschaft stieg nach dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Kreisliga A direkt wieder in die Bezirksliga auf. Zudem hatte Klaus-Dieter zur Linden gemeinsam mit dem damaligen Trainers Eddy Kollinger die Firma Iveco akquiriert, die neben der Firma Zartmann als weiterer Hauptsponsor fungierte.
Es ging also aufwärts mit der SV Neckarsulm, wie der Club damals noch hieß. Es folgten weitere Titel. 1998 wurde man Bezirkspokalsieger. Spieler wie Nils Harthan, Jürgen Schmidt waren Galionsfiguren einer namhaften Mannschaft.
Doch auch abseits des grünen Rasens war Klaus-Dieter zur Linden stets ein großartiger Netzwerker. So implementierte er das „Neckarsulmer Stadionfest“, das sich über einige Jahre zu einem gesellschaftlichen Ereignis in Neckarsulm entwickelte. „Auch die soziale Komponente bedarf in einem Sportverein großer Pflege“, ist Klaus-Dieter zur Linden überzeugt. Zudem baute er das Engagement der Fußball-Abteilung auf dem Ganzhornfest stark aus. „Mir war die Präsenz auch außerhalb des Stadions sehr wichtig, zudem waren solche Festivitäten auch für unseren Etat finanziell wertvoll“, sagt “KD” mit einem Schmunzeln. Aufgrund seines Engagements wurde „KD“ schnell in den Vorstand der Ganzhornfest-Organisation berufen, wo er zehn Jahre lang maßgeblich an dessen großen Erfolg beteiligt war.
Sportlich folgte dann die Ära Peter Idziak und Stephan Seebruch auf dem Pichterich. Unter der langjährigen sportlichen Leitung dieser beiden Neckarsulmer Ikonen gelang zweimal der Aufstieg in die Landesliga. Schöne Erfolge, keine Frage, doch letztendlich trotzdem etwas zu wenig für das ambitionierte Anspruchsdenken und die Visionen von Klaus-Dieter zur Linden.
Die goldene Idee für den Aufstieg der Sport-Union zum Leuchtturm im Unterländer Fußballsport hatte Klaus-Dieter zur Linden im Jahr 2009. Als Stephan Seebruch seinen Rücktritt als sportlicher Leiter ankündigte, erkor Klaus-Dieter zur Linden nach einem “Tipp” von Peter Idziak den damals noch relativ unbekannten Marco Merz zu dessen Nachfolger. Merz hatte ihn bei einem ersten Kennenlernen im Rahmen eines Freundschaftsspiels nachhaltig beeindruckt und der neue starke Mann, mit allen Freiheiten ausgestattet, sollte Klaus-Dieter zur Linden nicht enttäuschen. Selbst als sich im Oktober 2010 um die Personalie Merz ein heftiger interner Sturm zusammenbraute, reagierte „Kapitän“ Klaus-Dieter zur Linden im Stile einer verantwortungsvollen Führungskraft und stellte an den aus seiner Sicht richtigen Stellschrauben. Es war der Beginn der beeindruckenden Neckarsulmer Erfolgstory.
Die Folge: Unsere Neckarsulmer Sport-Union, wie der Club seit 2009 hieß, ging plötzlich durch die Decke. Von der Landesliga in die Oberliga in 6 Jahren. Die Sport-Union wurde zum Vorzeigeclub, das Paradebeispiel eines seriös, akribisch und strategisch überaus geschickt agierenden Vereins. Das dokumentieren auch die lediglich vier Trainer, die unseren Verein in den letzten 18 Jahren hatte. Die nun positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit freute Klaus-Dieter zur Linden besonders. Die Zeiten der „Diskotheken-Mannschaft“ waren endgültig vorbei.
Der Anteil von Klaus-Dieter zur Linden an diesen großen sportlichen Erfolgen ist immens. Er war der Architekt des großen Ganzen. Denn er hat seinen Funktionären in ihrem Handeln die volle Unterstützung und Freiheit zukommen lassen. „Ich war und bin seit jeher ein Teamplayer. Daher habe ich meinen Mitarbeitern immer komplett vertraut und ihnen freie Hand gelassen. Mir war wichtig, dass sich unter meiner Regie jeder weiterentwickeln und selbst verwirklichen konnte.“ Sich selbst sah er dabei als partnerschaftlicher Begleiter und Unterstützer.
Doch Klaus-Dieter zur Linden war nie jemand, der sich im Erfolg der ersten Mannschaft sonnte. Auch die Jugend und die 2. Mannschaft lagen ihm stark am Herzen. So machte er sich mehrmals, als die Abmeldung unserer „Zweiten“ im Raum stand, für deren Verbleib stark, sprang teilweise selbst als sportlich Verantwortlicher ein, und war zudem federführend für das Konzept „U23“ dass man vor zwei Jahren bei der NSU einführte. Die Belohnung: Unsere 2. Mannschaft spielt erstmals in der Vereinsgeschichte in der Bezirksliga.
Zudem war er immer ein Freund und Förderer der Jugend, auf den Trikots der B-Junioren steht noch heute sein Werbe-Schriftzug. Apropos Werbung: Der Leiter einer DVAG-Regionaldirektion war auch stets ein großer finanzieller Förderer der Fußballabteilung, im Laufe der Jahre kam ein stattlicher Betrag zusammen, die er dem Verein als Sponsor zur Verfügung stellte.
Es zeichnete „KD“ zudem aus, dass er stets sehr nah an der Mannschaft war. Bei den Heimspielen steht er nicht etwa auf der Terrasse oder sitzt im warmen Sportheim, nein sein Platz ist seit jeher bei Wind und Wetter an der Seitenlinie, nahe der Neckarsulmer Trainer- und Auswechselbank. Der enge Kontakt zum Team war ihm sehr wichtig.
Beeindruckend ist vor allem auch seine Vereinstreue. Was es für ihn nie ein Thema, zu einem anderen Club zu wechseln? „Nein, niemals. Für mich war immer klar, ich möchte den Verein meines Wohnortes Neckarsulm unterstützen, egal ob dieser nun SV oder Sport-Union heißt“, sagt Klaus-Dieter zur Linden voller Überzeugung. Seine Vereinsidentifikation ist auch weiterhin grenzenlos: „Ich werde niemals etwas Negatives über diesen Verein kommen lassen.“ Das Wort Herzensverein wird heutzutage schnell verwendet, bei Klaus-Dieter zur Linden ist er mehr als passend.
Nun, mit 71 Jahren, ist also das Ende seiner Amtszeit gekommen. Und dafür gibt es mehrere Gründe. „Das Alter ist sicher ein Aspekt. Die Gesundheit muss man pflegen, auch ich muss zukünftig mehr auf mich achten.“ Zudem möchte Klaus-Dieter zur Linden in Zukunft mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. „Ich habe eine Frau und zwei erwachsene Kinder und möchte die Zeit mit ihnen nun einfach ohne eine verantwortungsvolle Position im Hintergrund genießen.“ Auch beruflich hat „KD“ vor, bald kürzer zu treten. Dies bedarf jedoch einer zeitintensiven Vorbereitung. „Irgendwann muss ich den Stecker ziehen. Ich möchte mich jetzt auf andere Mosaiksteine in meinem Leben konzentrieren.“ Ein Wunsch, der nach einem Vierteljahrhundert an beruflich und sportlich vorderster Front nur allzu verständlich ist.
Was bleibt also nach 25 Jahre Klaus-Dieter zur Linden im Neckarsulmer Fußball? Zunächst einmal eine eindrucksvolle sportliche Bilanz: 3 Bezirkspokalsiege, 5 Meisterschaften, der Einzug ins WFV-Pokalfinale und die Teilnahme am DFB-Pokal. „KD“ hat einen Verein am Abgrund zur Kreisliga A übernommen und übergibt ihn nun als Oberligist.
Dennoch bleibt Klaus-Dieter zur Linden auch im Abschied ganz Teamplayer. Darauf angesprochen, ob er denn stolz auf sein Lebenswerk „Neckarsulmer Sport-Union“ sei, sagt er: „Ohne meine Mitarbeiter wäre das alles niemals möglich gewesen. Stolz bin ich daher eher, was wir gemeinsam erreicht haben. Denn alleine bist Du nichts, gemeinsam bist Du Alles.“ So bedankt er sich in diesem Zusammenhang auch bei allen seinen Neckarsulmer Wegbegleitern, die namentlich aufzuzählen den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, sowie beim Vorstand des Hauptvereins um Rolf Härdtner, von dem er viel Vertrauen und Rückendeckung erfuhr. Vor allem über die Verlässlichkeit und das Vertrauen, das er von dort erfuhr, ist er sehr dankbar.
Daher wird Klaus-Dieter zur Linden auch weiterhin im Pichterichstadion präsent sein: „Die NSU wird mir sicher extrem fehlen, deswegen werde ich versuchen möglichst oft bei den Heimspielen vor Ort zu sein. 25 Jahre prägen einfach. Das Pichterichstadion ist meine zweite Heimat geworden und das soll auch so bleiben.“
Was er rückblickend jedoch etwas bedauert ist, dass er die großen Erfolge, gerade in den letzten zehn Jahren, nur bedingt genießen konnte. „Das Tagesgeschäft hat uns immer wieder sofort in Beschlag genommen, sodass wir kaum Zeit hatten, uns einfach mal über das Erreichte zu freuen. Das ist schon schade.“
Hunderte Spiele seiner NSU hat Klaus Dieter zur Linden verfolgt, mitgefiebert, sich über Siege gefreut und bei Niederlagen getrauert. Was waren seine unvergesslichsten sportlichen Erlebnisse? „Es gab schon viele Highlights“, muss er kurz überlegen. „Das DFB-Pokalspiel gegen Kaiserslautern vor 12.000 Zuschauern war schon herausragend. Wer kann schon sagen, dass er so etwas mitgeprägt hat. Dann natürlich, dass der WM-Pokal in Neckarsulm Station gemacht hat, mit dem Bewerbungsfilm und der intensiven Organisation. Dann die Meisterschaften, das Hoffenheim-Gastspiel. In den letzten 10 bis 15 Jahren ging es wirklich Schlag auf Schlag bei uns.“
Auch auf seine persönlichen Auszeichnungen ist „KD“ stolz. So gab es zahlreiche WFV-Ehrungen, zuletzt erhielt er die Silberne Ehrennadel, eine Auszeichnung, die nur wenige Protagonisten erhalten. Zudem war er ein begnadeter Netzwerker, hatte neben der Zusammenarbeit mit dem Verband auch beste Verbindungen zur Stadt, Feuerwehr und Polizeibehörde. „Er ist wichtig, das weiter zu pflegen“, ist sich Klaus-Dieter zur Linden sicher.
Was ist ihm zu seinem Abschied wichtig? „Ich wünsche mir, dass mich hier jeder in guter Erinnerung behalten wird. Zudem hoffe ich, dass in Neckarsulm ein Nachfolger gefunden wird, der genauso für die NSU brennt, wie ich es tue.“
Ganz besonders möchte er sich noch bei seiner Gattin Eva bedanken: „Sie hat mir im Beruf den Rücken freigehalten, und auch bei der NSU, als keiner da war, tatkräftig beispielsweise als Kassiererin mitgeholfen. Ohne Eva wäre das alles für mich so nicht möglich gewesen.“
Man merkt Klaus-Dieter zur Linden an, wie traurig und wehmütig es ihn macht, nun endgültig „Bye Bye“ zu seiner Sport-Union zu sagen. Definitiv wird „KD“ aber den Weg der Neckarsulmer Fußballer intensiv weiterverfolgen – und macht Hoffnung auf eine positive Zukunft. „Auch wenn derzeit ein großer Wandel bei uns herrscht, ich finde den Weg, den wir eingeschlagen haben ist der richtige. Ich bin mir absolut sicher, dass es mit der NSU erfolgreich weitergehen wird.“
Nun sagt also ein weiteres Gesicht des Neckarsulmer Erfolges „Tschüss“. Wir, lieber KD, bedanken uns bei Dir aufs Allerherzlichste für 25 Jahre ehrenamtlichen Einsatz für unsere NSU, in dem Wissen, dass ein einfaches „Danke“ doch nicht annähernd ausreicht, für das, was Du geleistet hast. Du wirst uns sehr fehlen. Als „Chef“, und vor allem auch als Mensch. Nichtsdestotrotz wünschen wir Klaus-Dieter zur Linden von Herzen nur das Beste für den neuen Lebensabschnitt.