Treffer aus 60 Metern Entfernung: Simon Doll erzielt Traumtor beim 1:0-Sieg in Ravensburg
Fußball-Oberligist Neckarsulmer Sport-Union hat einen weiteren großen Schritt in Richtung Klassenerhalt unternommen. Beim FV Ravensburg gewann die Pichterich-Elf nach großem Kampf nicht unverdient mit 1:0. Dank drei Siege in den letzten sieben Tagen beträgt der Vorsprung der SUN auf den vermeintlich ersten Abstiegsplatz fünf Spieltage vor Saisonende nun 10 Punkte.
Die Kabine im Ravensburger Wiesentalstadion wurde nach dem Abpfiff kurzerhand zur Neckarsulmer Partymeile umfunktioniert. Immer wieder wurde der Name des Torschützen „Simon Doll“ skandiert. Der Youngster sorgte mit seinem aus sage und schreibe 60 Metern Entfernung erzielten goldenen Treffer für den wichtigen Dreier der Pichterich-Elf. Mit diesem wirklich unglaublichen Tor hat sich das Neckarsulmer Eigengewächs schon jetzt einen Platz in den Geschichtsbüchern der Sport-Union gesichert.
SUN-Coach Marcel Busch dürfte wohl selten vor einem Oberliga-Spiel so wenig über die Aufstellung seiner Mannschaft gegrübelt haben, wie vor der Begegnung in Ravensburg. Mit Tobias Fausel, Nikolai Bauer, Maxi Gebert, Julian Grupp, Lukas Schappes, Leon Rasic, Domenico Botta, Yannick Eitelwein, Arel Demir und Pasqual Pander stand dem Neckarsulmer Trainer nahezu eine komplette Mannschaft nicht zur Verfügung. So kam es, dass Marcel Busch selbst als Auswechselspieler auf dem Spielberichtsbogen stand.
„Auch wenn der ein oder andere in der Startelf zuletzt wenig bis gar nicht gespielt hat, habe ich meiner Mannschaft vermittelt, dass wir in Ravensburg unbedingt etwas Zählbares mitnehmen möchten“, so Marcel Busch. Und genau diese Einstellung lebte seine Mannschaft in den 90 Minuten in Oberschwaben, trat zudem nach zuletzt zwei überzeugenden Siegen mit breiter Brust in Ravensburg an.
„Die erste Halbzeit lief dann auch genauso, wie wir uns das vorgenommen hatten“, freute sich Marcel Busch. Die Spielkontrolle überließ die SUN den Gastgebern aus Ravensburg, lauerte aber auf Ballgewinne und setzte dann auf schnelle, gradlinige Konter. Ein solcher schneller Vorstoß hätte bereits nach 8 Minuten beinahe zur Neckarsulmer Führung geführt, Niclas Peranitsch scheiterte jedoch im Eins-gegen-Eins gegen Ravensburgs Keeper Kevin Kraus (8.). In der 13. Minute wurde Simon Doll nach einer Hereingabe von Claudio Bellanave im letzten Moment entscheidend beim Torschuss gestört.
In der 22. Minute durfte die Sport-Union dann jubeln. Es war ein Treffer, den man rund um den Pichterich nicht so schnell vergessen wird. Einen Ravensburger Eckball kann Simon Doll zunächst klären. Er legte sich den Ball dabei selbst vor, sah, dass Ravensburg Schlussmann Kraus zu weit vor seinem Gehäuse postiert war und hob das Leder aus 60 Metern ins verwaiste Neckarsulmer Gehäuse. Mehr „Tor des Monats“ geht nicht. Auch Coach Busch war begeistert: „Dass Simon die Situation so schnell erfasst hat war für mich schon sensationell. Wie er den dann aber auch noch reinmacht war schon unglaublich.“
Der Neckarsulmer Chefcoach musste kurz darauf den nächsten personellen Rückschlag hinnehmen, als Alexander Alber mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste.
Von den bemühten Gastgebern kam im ersten Durchgang insgesamt wenig, SUN-Keeper Lukas Mai musste selten eingreifen, weil die Neckarsulmer Defensive überaus konzentriert und fokussiert zu Werke ging.
Im zweiten Durchgang nahm dann der Ravensburger Druck zu, gefühlt entwickelte sich nun eine Neckarsulmer Abwehrschlacht gegen permanent anrennende Gastgeber. Allerdings blieben Möglichkeiten des FVR weiterhin Mangelware. „Ich kann mich eigentlich an keine Großchance der Ravensburger erinnern. Aber klar, wenn die Bälle so zahlreich in den Strafraum fliegen, kann immer etwas passieren“, so Marcel Busch.
Seine Mannschaft warf sich weiterhin in jeden Ball, kämpfte verbissen und leidenschaftlich um jeden Zentimeter. „Wir haben in Ravensburg genau das gezeigt, was uns ab und zu einmal abgeht. Wir haben die defensive Herausforderung komplett angenommen, haben uns gequält. Genau das waren die Stilmittel, um hier zu bestehen“, war Marcel Busch voll des Lobes über seine ersatzgeschwächte Mannschaft.
Als der Referee dann nach 95 Minuten Abpfiff, fehlte einigen seinen Spielern schlichtweg die Kraft den wichtigen Auswärtsdreier zu bejubeln. Dies änderte sich allerdings schnell und die Neckarsulmer Party startete in der Ravensburger Kabine und fand in der langen Bus-Rückreise ihre Fortsetzung.
SUN: Mai, Gotovac, Mägerle, Klotz, Seybold (75. R. Neupert), Müller, S. Neupert, Bellanave, Doll (68. Romano), Peranitsch, Albert (25. U. Demir – 83. Gottfried)