Thorsten Damm im Interview zur Hinrundenbilanz der NSU

Nein, Rang 16, und damit ein definitiver Abstiegsplatz, war nicht das, was sich unser Oberliga-Team nach der Vorrunde erhofft hatte. Die Gründe für die aktuelle Platzierung sind auf den ersten Blick tabellarisch ersichtlich. Unser Oberliga-Team ist die zweitschwächste Auswärts-Mannschaft und weist die zweitwenigsten erzielten Treffer der Liga auf. Auf den zweiten Blick ist die Situation aber durchaus komplexer.  Wir haben uns mit unserem Sportlichen Leiter Thorsten Damm über den Verlauf der Hinrunde unterhalten:

 

Thorsten, wenn Du die Vorrunde der diesjährigen Oberliga-Saison aus Neckarsulmer Sicht mit einem Motto beschreiben müsstest, welches würdest Du wählen?

T. D.: Als erstes schoss mir der Titel „Pleiten, Pech und Pannen“ durch den Kopf. Nach dem ersten Schreck darüber kam mir dann aber direkt „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ in den Sinn.

 

Interessant. Erklär uns das kurz.

T. D.: Wir stehen auf einem Abstiegsplatz, haben vor allem auswärts die wenigsten Tore in der Liga erzielt und gleichzeitig einige deutliche Niederlagen kassiert – viermal jeweils 3:0 gegen Ilshofen, Freiburg, Sandhausen und die Kickers. Auf der anderen Seite sind wir von unserem Kader überzeugt, der in einigen Spielen, z. B. gegen den FC Nöttingen, Göppingen, oder den VfB II, auch richtig gut performt hat.

 

Du hast es bereits erwähnt, unser Team hat die Vorrunde auf dem Abstiegsplatz 16 abgeschlossen. Was sind denn aus Deiner Sicht die Gründe, warum wir tabellarisch derzeit doch recht deutlich hinter den Erwartungen zurückliegen?

Es sind die Klassikergründe, die beginnen beim Verletzungspech. Claudio Bellanave hat sich beispielsweise noch in der Vorbereitung schwer verletzt, Robin Neupert im 1. Saisonspiel, Robin Faber und Simon Balles sind auch noch ohne eine Einsatzminute. Dazu kommen die mangelnde Chancenverwertung und viele individuelle Fehler bis hin zu  -wie sollte es anders sein- unglückliche Schiedsrichterentscheidungen wie in Sandhausen, oder gegen Freiberg. Dennoch muss man ganz klar sagen, dass die meisten Spieler, und dazu gehören auch unsere Leistungsträger der letzten Jahre, deutlich unter Form gespielt haben und man daher um den nächsten Klassikerspruch nicht herumkommt: Die Tabelle lügt nicht.

 

Was auffällt ist vor allem auch die Diskrepanz in den Leistungen bei Heim- und Auswärtsspielen. Mit sechs Punkten sind wir das zweitschlechteste Team der Liga in der Fremde. Wie erklärst Du Dir diese Auswärtsschwäche?

T. D.: Man braucht sich nur die 1. Halbzeit in Dorfmerkingen anschauen, um sich diese Auswärtsschwäche zu erklären. Wir spielen auswärts sehr oft gefällig mit, siehe Oberachern, Reutlingen oder Sandhausen, und ergötzen uns an Spielanteilen und Ballbesitz. In der Oberliga ist gut allerdings oftmals nicht ausreichend, um gerade auswärts zu punkten. Merkmale wie „auswärts nicht in Konter laufen“, “über defensive Stabilität selbst einen Konter setzen“ oder „über eine Standardsituation zu kommen“ sind Merkmale, die wir haben vermissen lassen.

 

Ebenfalls ins Auge fallen die gerade einmal 17 erzielten Treffer in bisher 19 Saisonspielen. Ist die Mannschaft offensiv mit zu wenig Qualität ausgestattet?

T. D.: Zunächst einmal gibt es viele Möglichkeiten, ein Tor zu erzielen. Dazu gehören Distanzschüsse wie z.B. durch David Gotovac und Steven Neupert in den letzten Jahren, direkt verwandelte Freistöße (Ouadie Barini), Tore nach Flanken, nach Eckbällen (Robin Neupert) oder in den Strafraum eindringen und einen Elfmeter herausholen. Wir rufen dieses Spektrum leider nicht ab. Hinzu kommt, dass wir in einigen Spielen wie gegen Bissingen oder Freiberg definitiv zu viele Chance hatten, um das Feld zu verlassen, ohne ein Tor geschossen zu haben.

Gerade in der Offensive haben wir mit Öztürk, Charrier, Pander und Stadler Neuzugänge, die alle Potential haben, das sie bei ihren bisherigen Vereinen aufgrund fehlender Spielzeit oder Verletzungen zuletzt noch nicht konstant abgerufen haben. Damit hatten wir in der Vergangenheit – so wie es zuletzt bei Adrian Beck toll funktioniert hat – gute Erfahrungen. Leider hat sich auch bei diesen Spielern noch nicht die erhoffte Leistungskurve auf konstantem Niveau eingestellt.

 

Gab es für Dich dennoch auch positive Ansätze in der Vorrunde, auf die es aufzubauen gilt?

T. D.: Wir haben so ziemlich jede Ausrede oder Erklärung nach einer Niederlage durch, so dass gegen Ende auch bei den Spielern deutlich spürbar war, dass sie keine Ausrede mehr gelten lassen wollen. Mit diesem Lerneffekt und Spielern, die nach Verletzungen zurückkehren, zum Beispiel zuletzt Nico Charrier, wollen wir eine deutlich bessere Rückrunde spielen.

 

Noch eine persönliche Frage an Dich: Du bist nun in der ersten Saison in Deiner neuen Funktion als Sportlicher Leiter im Amt. Wie erging es Dir dabei in den letzten sechs Monaten?

T. D.: Die Aufgabe ist schon auch zeitintensiv. Es gibt eigentlich ständig Aufgaben zu erledigen. Man kann dabei jedoch auch viele eigene Impulse einbringen. Auf mich ist vieles Neues zugekommen, gerade auch deswegen ist die neue Aufgabe für mich sehr interessant. Allerdings möchte ich mich als Sportlicher Leiter natürlich auch am Sportlichen messen lassen und in der Rückrunde mehr auf das Wesentliche konzentrieren – da sitze ich im selben Boot wie die Spieler und das Trainerteam.

 

Danke Thorsten, für dieses Interview.