„Schwarz-Blaues Herzblut“ bezwingt den Meisterschaftsfavoriten VfB Stuttgart II 2:1
Mit der Verwendung des Wortes „Sensation“ sollte man sparsam umgehen. Daher war es zumindest eine Riesenüberraschung, die unserem Oberliga-Team beim 2:1-Sieg gegen den Meisterschaftsfavoriten VfB Stuttgart II gelang.
800 begeisterte Zuschauer feierten die Pichterich-Elf nach einer leidenschaftlichen Vorstellung. „Wir sind brutal froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte ein sichtlich zufriedenen NSU-Coach Marcel Busch nach Spielende. „Meine Jungs haben sich heute hervorragend in das Spiel reingeworfen und gegen Spielende dann auch einige schöne Ballpassagen gezeigt.“
In der Tat hatte dieses Spiel David gegen Goliath alle Zutaten, die es für eine Überraschung benötigte: Eine leidenschaftlich kämpfende Neckarsulmer Mannschaft, ein hervorragender Torwart, das nötige Spielglück und eine grandiose Effizienz vor dem gegnerischen Tor. So siegte am Ende das „schwarz-blaue Herzblut“ gegen den „roten Brustring“ mit 2:1 und der Jubel im Pichterichstadion war riesengroß.
Vor Beginn des Spieles allerdings herrschte großer Respekt vor dem VfB II, der mit Akteuren wir Marcel Sökler, Jan Kliment und David Tomic geballte Offensivpower auf den Platz brachte. Die NSU stellte dieser zunächst eine Fünfer-Abwehrkette dagegen, mit dem Ziel, den VfB-Talenten etwas die Lust am Kombinieren zu nehmen. Nachlaufen war bei der Pichterich-Elf mehr gefragt als selbst aktiv zu werden, so hatten die Gäste aus der Landeshauptstadt zunächst gefühlte 75% Ballbesitz. Auch wenn das Trainer-Team Marcel Busch und Nikola Grgic bei ihren Spielern unter der Woche harte Überzeugungsarbeit für diese ungewohnt defensive Taktik leisten musste, war der Matchplan letztendlich goldrichtig.
Es entwickelte sich wie erwartet in den ersten 45 Minuten eine Begegnung Marcel Susser gegen den VfB Stuttgart II. Der Neckarsulmer Goalie stand fast im Minutentakt im Mittelpunkt und zeigte eine grandiose Leistung. So rettete er in der 7. Minute im Eins-gegen-Eins gegen Nick Bätzner, acht Minuten später musste er gegen Marcel Sökler Kopf und Kragen riskieren. Susser, immer wieder Susser. Am NSU-Schlussmann gab es zunächst kein Vorbeikommen für die VfB-Talente.
Und in Minute 26 bebte dann das Pichterichstadion. Nach dem ersten gefährlichen Neckarsulmer Angriff passte Serhat Ayvaz mustergültig in den Lauf von Riccardo Stadler, der in seinem ersten Spiel für die NSU von Beginn an zum umjubelten 1:0 einnetzte. „Wir haben zehn Torschüsse und die einen“, grummelte VfB-Coach Paco Vaz in den Neckarsulmer Torjubel.
Der Rückstand tat dem VfB nicht sehr gut, man sah dem Stuttgarter Nachwuchs geradezu an, dass nun das Grübeln einsetzte. Die Gradlinigkeit und Leichtigkeit der ersten 20 Minuten war nicht mehr im selben Maß vorhanden. So musste eine Minute vor dem Pausenpfiff ein Neckarsulmer Eigentor für den 1:1-Ausgleich sorgen. Nach einer flachen Hereingabe sprang das Spielgerät so unglücklich an den Fuß von Tobias Fausel, dass dieses ins Neckarsulmer Gehäuse trudelte.
Das war ärgerlich, keine Frage, aber natürlich für die Gäste ein hochverdienter Pausenstand. Doch auch im zweiten Durchgang hatten die Stuttgarter weiterhin ihre liebe Mühe mit der aufopferungsvollen Neckarsulmer Abwehrarbeit. „I don´t know what to do“, sprach der tschechische A-Nationalspieler Jan Kliment nach rund einer Stunde ratlos zu seinem Trainer Paco Vaz. Dieser bezeichnete kurz darauf die Pässe seines Teams in die Spitze als „Hollywood-Bälle“. Mit jeder Minute, die von der Spieluhr floss wurde die NSU selbstbewusster und der VfB II fahriger.
Und nachdem Marcel Busch mutig in Minute 65 auf ein 4-4-2 umstellte, wurde die NSU auch in der Offensive gefährlicher. Immer wieder kombinierte sich die NSU nun bis an den Stuttgarter Strafraum, der letzte Pass wollte jedoch zunächst nicht gelingen.
Auf der Gegenseite zischte ein Tomic-Freistoss in der 70. Minute ans Außennetz, kurz darauf klärte Susser famos per Reflex ebenfalls gegen Tomic.
Dann kam die 82. Minute. Ein genialer langer Ball von Marc Schneckenberger erlief sich Pasqual Pander, der sich zunächst seines Gegenspielers entledigte und dann im Eins-gegen-Eins gegen VfB-Keeper Hornung die Nerven behielt – 2:1 für die NSU. Die Überraschung nahm ihren Lauf.
Ehe die unverhofften drei Punkte unter Dach und Fach waren, war allerdings noch einiges an Arbeit für die Sport-Union zu verrichten. Doch mit Marcel Susser im Tor, einer weiterhin aufopferungsvollen Abwehrarbeit und auch ein wenig Glück, brachte die NSU den 2:1-Erfolg über die Zeit.
„Wir haben genau das getan, was nötig war um heute zu gewinnen“, so Marcel Busch. „Wir konnten über einen langen Teil der Spielzeit die typischen VfB-Spielzüge ganz gut kontrollieren. Aber natürlich müssen wir auch zugeben, dass der VfB ein klares Chancenplus hatte und wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, hätten die Stuttgarter ihre erste Chance gleich reingemacht.“
Doch am Ende jubelte nicht der Favorit aus Bad Cannstatt, sondern der Underdog aus Neckarsulm. Damit sorgte unser Team für einen grandiosen Abschied unseres Spartenleiters „KD“ zur Linden, der am Samstag nach 25 Jahren in den Ruhestand ging. Schön, dass der Fußball solche Geschichten schreibt.
NSU: Susser, Romano, Klotz, Fausel, Gebert, Gotovac, Pander (90. Münz), Müller (77. Albert), Schneckenberger, Ayvaz (69. Öztürk), Stadler (81. Islamaj).