NSU-Chefcoach Marcel Busch im Interview zur aktuellen Situation

Die Oberliga Baden Württemberg ist seit Mitte letzter Woche in der Winterpause. Wir haben uns mit NSU-Chefcoach Marcel Busch über die aktuelle Situation unterhalten.

 

Marcel, seit Mittwochabend steht fest: In diesem Jahr rollt kein Ball mehr im Amateurfußball. Wie bewertest Du diese Entscheidung?

M. B.: Man muss ja sagen, dieser Beschluss kam wahrlich nicht überraschend. Natürlich finde ich es schade, dass wir unserem Sport nicht mehr gemeinsam nachgehen können und ich die Jungs momentan nicht sehen kann. Gerade den Spielern und den Jugendlichen fehlt der Fußball aktuell sehr. Natürlich kann ich die Entscheidung aber absolut nachvollziehen, die Infektionszahlen sind einfach noch zu hoch. Und man kann nicht Restaurants oder Hotels verbieten zu öffnen, und wir spielen ganz normal weiter.

 

Also kein “Boxing Day” an den Weihnachts-Feiertagen… bist Du traurig?

M. B.: Nein, überhaupt nicht, von dieser Idee habe ich nichts gehalten. Ich bin für fast Alles offen, aber das Weihnachtsfest gehört der Familie.

 

Insgesamt haben wir in 2020 mit gerade einmal 15 Punktspielen unseres Oberliga-Teams gesehen. Wie hast Du dieses Jahr erlebt?

M. B.: Es war ein extrem komisches Jahr. Mit so etwas konntest Du nicht rechnen. Und gerade weil es solch eine Situation noch nie gab, ist es auch so schwer, Entscheidungen zu treffen. Man hat einfach, was das Virus betrifft, zu wenig Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen kann. Für viele war und ist das Jahr 2020 daher hart und schwer.

Um aber aufs Sportliche zurückzukommen: Zwar hatten wir wenige Spiele, aber diese waren zumindest recht erfolgreich für uns. Daher ist auch unser Vorgabe für das Jahr 2021, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen.

 

Wie ist aktuell die Gemütslage des Teams? Hattest Du schon Kontakt mit Deinen Spielern?

M. B.: Seit Mittwoch relativ wenig, da wir am Wochenende erst in der sportlichen Führung entscheiden möchten, wie es nun weitergeht. Grundsätzlich war allen Spielern klar, dass im Dezember nichts mehr passieren wird. Die Jungs haben die Zeit genutzt, um sich vermehrt Ihrer Familie und Ihren Jobs zu widmen. Natürlich vermisst aber jeder das Team, die Spiele und das gemeinsame Training.

 

Die Verbände haben zuletzt mit Entscheidungen eher auf Zeit gespielt. Was erwartest Du jetzt vom WFV, bzw. der Oberliga-Spielkommission?

M. B.: Zunächst glaube ich nicht, dass die Verbände bewusst sagen, wir entscheiden nichts. Es war und ist schon sinnvoll, die politischen Vorgaben abzuwarten. Vor allem, da im November wohl noch zahlreiche Vereine davon ausgingen, die Saison normal durchziehen zu können. Meiner Meinung nach ist das aber spätestens jetzt definitiv nicht mehr möglich. Und diese klare Aussage würde ich mir jetzt auch vom Verband wünschen und auch die Entscheidung für einen Alternativ-Spielmodus. Selbstverständlich mit unser aller Bewusstsein, dass die Pandemie derart dynamisch ist, dass es wieder zu Änderungen kommen kann. So wäre die Situation aber greifbarer und die Vereine könnten halbwegs planen, wie sie die Vorbereitungen angehen können. Im Moment ist einfach keine Klarheit da, auf was man sich einstellen muss.

 

Was wäre denn Dein bevorzugter Spielmodus?

M. B.: Ich möchte nochmals betonen, dass eine normale Runde aus meiner Sicht nicht mehr möglich ist. Wenn das jetzt noch einer meint, dass wir noch 27 Spieltage absolvieren können, dann weiß ich auch nicht. Ich sehe zudem die zahlreichen englischen Wochen, die im Raum stehen, kritisch. Das machen wir 2-3 mal in der Saison gerne mit, aber wir sprechen weiterhin von Amateurfußball, die Spieler gehen einer Arbeitsstelle nach. Wie soll das funktionieren, wenn Du fast jeden Mittwoch mittags zu Auswärtsspielen aufbrichst und um 1 Uhr nachts zurückkommst?

Was aktuell jedoch die bessere der Alternativen wäre, z. B. lediglich die Vorrunde zu spielen und dann die Quotienten-Regelung anzuwenden oder eine Playoff-/Playdown-Runde zu spielen, darüber habe ich mir noch keine abschließenden Gedanken gemacht.