Interview mit Co-Trainer Nikola Grgic – “Wichtig ist es, schnell auf neue Situationen zu reagieren”

Nikola Grgic ist Teil des Trainer-Teams unseres Oberliga-Teams. Wir haben uns mit dem frisch gebackenen Vater einer Tochter und Co-Trainer von Chefcoach Marcel Busch unter anderem über die aktuell großen Herausforderungen in der Planungsarbeit, sowie die möglichen Optionen dieser Oberliga-Saison unterhalten.

 

Nikola, es gibt sie durchaus, die schönen Ereignisse in der Pandemie. Du bist seit kurzem Vater einer Tochter. Wie geht es der Kleinen und wie ist es um Deinen Schlafmangel bestellt?

N. G.: Danke der Nachfrage. Meiner Tochter geht es wunderbar. Sie ist ein braves Baby, das nur sehr wenig schreit. Was mein Schlafdefizit angeht, so hält sich dieses sehr in Grenzen. Meine Partnerin ist sehr verständnisvoll und gestattet mir ausreichend Schlaf, um für den Beruf fit zu sein. Was den Schlafmangel angeht ist sie also erheblich betroffener als ich.

 

Kommen wir zum Sportlichen: Fangen wir im letzten Dezember an: Zunächst träumte man ja von einem „Boxing Day“, sprich Punktspiele an den Weihnachtsfeiertagen. War das für Euch als Trainer-Team eine Option, spricht lag der Trainingsplan dafür bereits in der Schublade?

N. G.: Chefcoach Marcel Busch und ich richten unsere Vorbereitung generell auf den aktuellen Stand aus. Egal wie realistisch oder unrealistisch die Variante erscheint. Sprich wir haben Ende November die Vorbereitungsphase zunächst so geplant, als wäre am 2. Weihnachtsfeiertag „Matchday“. Wobei wir daran ehrlich gesagt nicht wirklich geglaubt haben.

 

Daraus wurde bekanntlich dann auch nichts. Der nächste potentielle Starttermin war dann am 11.01.21 angedacht.

N. G.: Wir haben hierfür ebenfalls eine ausführliche Vorbereitungsphase inklusive Testspiele erstellt. Allerdings war dann relativ schnell klar, dass das Infektionsgeschehen einen Restart an diesem Termin nicht zulässt und somit waren auch diese Planungen hinfällig.

 

Nun könnte es am 01.02. weitergehen – doch beim aktuellen Pandemiegeschehen erscheint auch dies unrealistisch. Plant Ihr dennoch zum dann dritten Mal?

N. G.: Ja, wir haben nun in der Tat zum dritten Mal geplant. Ab 01.02. könnten die Sportgelände theoretisch wieder öffnen. Wobei ich Stand heute auch eher daran glaube, dass der Lockdown bis März verlängert wird. Wir werden dann also wohl die vierte Vorbereitungsplanung durchführen.

 

Es geht bei Euren Planungen nicht nur um die reinen Trainingsinhalte sondern auch um Testspiele. Habt ihr fixe Gegner, mit denen man dann nur noch die Termine abstimmen muss, sobald wieder grünes Licht für den Spielbetrieb vorhanden ist?

N. G.: Nein, das ist komplexer. Die Testspiele und demnach auch die Gegner müssen immer wieder neu geplant werden. Wir hatten mit Walldorf, Mutschelbach und Speyer tolle Testspielgegner. Doch gerade wenn Du überregional planst, oder die Gegner gar aus einem anderen Bundesland kommen, dann ist die Gegner- und Terminfindung jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Aber das geht sicher vielen Vereinen in der Oberliga nicht anders.

 

Ist diese planerische Ungewissheit für Euch als Trainer-Team nicht eine sehr belastende Situation?

N. G.: Klar, es ist schon schwierig, wenn Du etwas planst, und eigentlich schon weißt, dass es nicht umgesetzt werden kann. Ich versuche aber immer, das Beste daraus zu machen. Marcel Busch und ich sind in diesem Punkt sehr stressresistent und lassen uns keinesfalls runterziehen. Im Gegenteil, wir bleiben sehr fokussiert. Wichtig ist es, schnell auf neue Situationen zu reagieren. Und das tun wir.

 

Wie gehen die Spieler mit dieser schwierigen Situation um?

N. G.: Natürlich ist es für die Spieler belastend. Ich denke, für die Jungs ist es sogar noch einen Tick schwieriger, als für uns als Trainer-Team. Als Sportler arbeitest Du auf Ziele hin. Doch aktuell steht es in den Sternen, wann wir wieder spielen können. Es fehlt momentan also der Bezug zum Wettkampf, dennoch habe ich den Eindruck, dass die Jungs sehr gut mit der Situation umgehen.

 

Könnt Ihr auch im aktuellen Lockdown den Kontakt zu Euren Spielern halten?

N. G.: Marcel Busch hat sehr engen Kontakt mit den Jungs, auch über den Spielerrat. Das ist uns wichtig. Ich tausche mich aktuell vor allem mit den beiden Vätern im Team, Nico Charrier und Mario Müller aus, sozusagen in der „NSU-Papa“-Whatsapp-Gruppe (lacht).

 

Wie könnte die Fortsetzung der Saison denn aus Deiner Sicht aussehen. Siehst Du die Playoff-/Playdown-Variante noch für realisierbar oder kann es jetzt eher darum gehen, möglichst die Vorrunde zu Ende zu spielen, um die Saison werten zu können?

N. G.: Ich persönlich glaube eher nicht daran, dass es zu einer Playoff-/Playdown-Variante kommt. Wir müssten dann am Ende 30 Spiele absolviert haben und stehen aktuell bei 13, manche Vereine erst bei 11. Da stellt sich dann schon die Frage nach der logistischen Durchführbarkeit. Ich denke, es wäre von Vorteil, man geht eher vom schlechteren Fall aus, sprich am Ende eine einfache Vorrunde durchzubekommen. Sollte dann doch mehr gehen, kann man die Planungen ja dementsprechend anpassen.

 

Ein Streitpunkt in der letzten Oberliga-Videokonferenz war die Dauer der Vorbereitungsphase bis zum ersten Punktspiel. Zwei Clubs sahen zwei Wochen Vorbereitung als ausreichend an, alle anderen sprachen sich für vier Wochen aus. Wie ist Deine Meinung hierzu?

N. G.: Sportwissenschaftlich geht es hier eher in die Richtung 4-6 Wochen, um den Körper, also Sehnen, Muskeln, Bänder komplett auf den Stand zu bringen, um vor Verletzungen gefeit zu sein. Sicherlich kann man den Spielern Laufpläne an die Hand geben, um sich die konditionellen Grundlagen zu erarbeiten. Doch auf dem Platz sieht es dann wieder ganz anders aus, wenn Du auf meist hartem Untergrund beispielsweise schnelle Richtungswechsel vollziehen musst. Die Belastungen sind einfach komplett andere, als beim reinen Laufen. Noch dazu bei der kalten Witterung.

Ebenso spannend wird aber auch sein, wie es neben der Physis mit der mentalen Verfassung aussieht. Wie sieht es nach vier Monaten Pause in den Köpfen der Spieler aus? Welcher Spieler ist wie bereit, sich in den Wettkampf-Modus zu zwängen, welche Mannschaft schafft es besser, sich mental auf den Restart vorzubereiten? Für Marcel Busch und mich gilt es dann, die Herausforderung möglichst gut zu meistern, unsere Spieler darauf zu fixieren, dass es wieder ums Gewinnen geht.

 

Beschäftigen wir uns dennoch am Ende auch mit dem „worst case-Szenario“. Sprich, dass in dieser Saison überhaupt nicht mehr gespielt werden kann. Was würde es aus Deiner Sicht bedeuten, wenn die kommende Oberliga-Saison dann erneut mit 21 Mannschaften stattfinden müsste?

N. G.: Mein erster Gedanke dazu ist: Das wäre Wahnsinn. Ich finde eine Saison mit 21 Teams, mit so zahlreichen Spielen, generell in unserem semi-professionellen Bereich sehr schwierig und eine Riesen-Aufgabe für die meisten Vereine. Ich würde mir daher weniger Mannschaften wünschen, doch wenn es nicht anders geht, dann werden wir natürlich auch diese Option annehmen und versuchen, das Beste draus zu machen.