“Hoffnung schenken” – Unser Keeper Marcel Susser hilft in den Hochwassergebieten

Rund zwei Wochen nach dem Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein Westfalen ist noch kein Ende der Aufräumarbeiten in Sicht. Experten erwarten, dass sie gar noch mehrere Jahre andauern werden. Die Kraft des Wassers war mit voller Wucht über die Menschen hereingebrochen, viele haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren, viele stehen vor dem Nichts.

Die Bilder, die um die Welt gingen zeigten Massen an braunem Schlamm in Straßen und Häusern, sie zeigten Autos, die wie Spielbälle durch die Fluten tanzten, zeigten verzweifelte Menschen weinend vor dem verlorenen Eigentum. Es sind die Art Bilder, die einen nicht mehr los lassen. Die sich einbrennen, die einem die Tränen in die Augen treiben.

Auch unserem derzeit verletzten Torhüter Marcel Susser ging das nicht anders. Doch er wollte sich mit diesen schlimmen Bildern nicht einfach so abfinden, nein, Marcel wollte aktiv und tatkräftig mithelfen, das Leid der Menschen in den Katastrophengebieten zu reduzieren. „Ich habe die Videos eines Landwirts aus der Region gesehen. Dort wurde offensichtlich, dass THW und Bundeswehr bei weitem nicht überall sein können, und Menschen teilweise noch auf Hilfe warten. Da dachte ich, Junge, Du kannst zwar keinen LKW fahren, aber dafür bist Du körperlich fit. Dort will ich helfen.“  Die Idee war geboren.

Dienstag vor einer Woche beginnt Marcel Susser im Internet nach Hilfsorganisationen zu recherchieren. Im sozialen Netzwerk „Instagram“ wird er fündig. Die Initiative „Lichtparade“, so fand er heraus, organisiert einen Sammelpunkt für Essenspenden sowie Gerät- und Arbeitskleidungsspenden, um diese dann vor Ort, wo benötigt, zu verteilen. Zudem half man bei Aufräumarbeiten mit.

Marcel Susser ist nun fest entschlossen ins Katastrophengebiet zu fahren. Doch er möchte nicht mit leeren Händen dort ankommen. Flugs organisiert er Spenden: Die Bäckerei Härdtner stellt bereitwillig Proviant für die Helfer zur Verfügung, ISZ, die Firma unseres neuer Spartenleiters Pascal Zartmann spendet jede Menge Arbeitskleidung. Auch das Kaufland und der Sporthändler Decathlon helfen ohne zu Zögern. Dort erhält Marcel Susser u. a. ein Wurfzelt und eine Isomatte. Ja – es gibt sie noch die Solidarität. Wie schön.

Am vergangenen Freitag arbeitet Marcel noch bis 14:00, ehe er mit voll gepacktem Auto in Richtung seines Helfereinsatzes aufbricht. Am Abend kommt er dort an. Ausgerückt zu einem Einsatz  wird zwar nicht mehr, dafür hilft Marcel beim Spenden sortieren und nimmt an der Lagebesprechung für den nächsten Tag teil.

Am nächsten Morgen geht es dann um 07:00 los. Marcel ist zu einem achtköpfigen Trupp eingeteilt, der einen Kosmetiksalon von 30-40 Zentimeter hohem Schlamm befreien soll. Ganz „Oldschool“ wird eine Eimerkette gebildet. Hunderte Eimer gehen durch die Hände der Helfer. Eine schweißtreibende Arbeit. „Nach drei Stunden hatten wir den kompletten Salon schlammfrei“, sagt Marcel nicht ohne Stolz. „Die Inhaberin hat uns ganz verblüfft angeschaut und erstaunt gefragt, wie wir das so schnell geschafft haben.“

Danach ging es in einen Hinterhof, um einen Keller leerzuräumen. „Das war wirklich hart. Wir waren quasi ständig gebückt und der braune Schlamm tropfte von der Decke auf uns herunter.

Die Arbeit im Schlamm, dass muss man erwähnen, ist nicht ungefährlich. Die Seuchengefahr ist groß. Die Luft stinkt jämmerlich nach einem Gemisch aus Schwefel, Heizöl, Benzin und Abwasser. Ohne Impfung gegen Bakterien ist an eine Helfertätigkeit nicht zu denken, sie wäre viel zu gefährlich.

Wieder gibt es eine Eimerkette, diesmal unter erschwerten Bedingungen, denn die Eimer müssen durch ein hohes und extrem kleines Kellerfenster. Abermals nach drei Stunden ist der Trupp, inzwischen bereits leicht erschöpft, fertig.

Marcel Susser tritt nach beendetem Einsatz vor das Gebäude und schaut sich kurz um. Ihm fallen Menschen auf, die sich gegenseitig vor Dank umarmen. „Der Zusammenhalt unter den Betroffenen und den Helfern ist extrem, das war überaus beeindruckend zu sehen.“

Als Marcel ein paar Meter läuft sieht er Häuser, an denen die Fenster offen stehen. Überall sind die Marken zu sehen, bis wo das Wasser stand. Hinter den offenen Fenstern sind Menschen, die alles an Gegenständen aus dem Haus räumen. Quasi alles ist unbrauchbar geworden. „Das hat mir unendlich leid getan, das ist herzzerreißend“, so Marcel Susser.

Danach soll es weiter nach Ahrweiler gehen. Doch der Trupp kommt nicht bis dorthin durch. Der Verkehr ist zu schwierig. Überall stehen LKWs im Weg, die schwere Schäden aus dem Weg räumen. Es sind Szenen, die sich einbrennen.

Doch er beobachtet noch etwas anderes. Die Menschen stecken ob ihres großen Leids nicht den Kopf in den Sand. Sie machen einfach weiter. Immer weiter. Das imponiert Marcel. Auf der Rückfahrt findet ein weiteres prägendes Erlebnis für unseren Goalie statt. Auf dem Weg zum nächsten Einsatz fahren sie an einem zerstörten Gebäude vorbei. Davor steht eine alte Frau. „Sie hat mir direkt in die Augen geschaut und mich dankbar angelächelt.“ Es war der schönste Lohn für Marcels harte Arbeit des Samstags.

Das Basislager von Marcels Organisation wächst inzwischen immer weiter. Selbst das THW arbeitet mit der Lichtparade zusammen, holt sich dankbar immer wieder Werkzeug und Arbeitskleidung.

Fragt man Marcel Susser, warum er diesen Einsatz erbracht hat, dann sagt er das, was man so oft hört in diesen Tagen: „Wenn mir das passiert, dann freue ich mich auch über tatkräftige Hilfe.“ Solidarität, es ist das Zauberwort in schwierigen Zeiten. „Mir war wichtig, dass die betroffenen Menschen spüren, sie sind nicht allein. Wir möchten ihnen ein Stück Hoffnung geben.“

Doch noch etwas anderes machte den Einsatz für Marcel unvergessen. Der enorme Zusammenhalt in seinem Helfer-Team. „Ich wurde so super aufgenommen, wir haben alle an einem Strang gezogen. An diesen Tagen waren wir einfach wie eine Familie.“

Nach seiner anstehenden OP möchte Marcel Susser so schnell wie möglich wieder ins Krisengebiet. „Und wenn ich zunächst nur Essen ausgeben kann, jede Hand ist wichtig“, sagt er.

Als Marcel Susser am vergangenen Sonntagabend nach getaner Arbeit in sein Auto steigt, und die Autotür schließt, kommt bei ihm extreme Wehmut auf. „Mit meinen Mädels und Jungs, das hat wirklich so viel Bock gemacht“, sagt er. „Jeder wusste, was er zu tun hat. Da hat auch keiner rumgemeckert oder lamentiert. Wir haben einfach geholfen. Einfach geholfen.“ Die Stimme von Marcel Susser stockt. Für kurze Zeit schweigt er. Dann sagt er: „Diese drei Tage haben mir so viel gegeben.“ Marcel – und Du hast den Menschen viel gegeben. Man kann nur den Hut vor Dir ziehen. Einfach grandios.

Wenn auch Ihr dieser tollen Organisation “Lichtparade” helfen wollt, schreibt die Organisationen gerne per Instagram an. Sie freut sich über jede helfende Hand: https://www.instagram.com/lichtparade/