Ein Salto ins Glück: Starke NSU bezwingt Nöttingen 2:0

Unsere Oberliga-Elf hat eine der letzten Negativ-Serien in der Oberliga gebrochen. Nach sechs Niederlagen gegen den FC Nöttingen in Test- und Punktspielen hintereinander, gab es am gestrigen Samstag einen nicht unverdienten 2:0-Erfolg der Pichterich-Elf. Damit gelang die angestrebte Wiedergutmachung für das Pokal-Aus beim Landesligisten Spvgg Gröningen-Satteldorf in grandioser Art und Weise. „In unserer Kabine hang heute ein Zitat. „Charakter hat derjenige, der richtig reagiert.“ Und Charakter haben meine Jungs heute absolut demonstriert“, schwang fast schon ein wenig Stolz in der Stimme von NSU-Coach Marcel Busch.

Sein Gegenüber Michael Wittwer, Bundesliga-gestählter Ex-Profi des KSC, marschierte hingegen nach dem Abpfiff schnurstracks in die Gästekabine. Keine Mannschaftsansprache, keine Interviews, an der Miene Wittwers war auch sein Gemütszustand abzulesen. Der Coach des FC Nöttingen war sauer, richtig sauer über die erste Niederlage seines Teams gegen die NSU überhaupt.

Auf der anderen Seite bildete sich der in dieser Saison obligatorische Teamkreis. „Sieben Punkte in drei Spielen, das ist aller Ehren wert“, war dabei von Trainer Marcel Busch zu hören. Seine Mannschaft hatte in den 90 Minuten zuvor den favorisierten Gegner aus Baden mit viel Leidenschaft und Herzblut bespielt, in den entscheidenden Phasen eiskalt zugeschlagen und ab und an auch das nötige Quäntchen Glück gehabt.

Glücksgöttin Fortunga trug bereits in der 9. Minute ein blaues Trikot, als Nöttingens Abwehrrecke Niklas Kolbe per Kopf den Pfosten des Neckarsulmer Gehäuses traf. Allgemein gehörte die erste Viertelstunde den Gästen. Denn nur eine Zeigerumdrehung später drosch Mario Bilder, in den letzten Spielen regelrecht ein Tor-Schreckgespenst für die NSU, aus spitzem Winkel lediglich das Außennetz. „Wir wollten den Nöttinger nicht ins offene Messer laufen wie beim letzten Heimspiel“, erklärte Marcel Busch die zunächst defensivere Gangart seiner Elf. Die Konsequenz war, dass diesmal die Nöttinger das Spiel machen mussten, was den Lilahemden scheinbar nicht immer so recht schmeckte.

Nach und nach befreite sich die Pichterich –Elf aber vom Nöttinger Druck und setzte selbst Offensiv-Nadelstiche. So geschehen in der 16. Minute, als der Nöttinger Keeper Andreas Dups einen toll getretenen Charrier-Freistoß mit einer bemerkenswerten Parade an die Latte lenkte.

Nun wog das Geschehen auf dem grünen Rasen hin du her, es entwickelte sich ein tolles Fußballspiel, ganz nach dem Geschmack der rund 300 Zuschauer.

Aufregung herrschte in der 39. Minute, als Mario Bilger in aussichtsreicher Position im Duell mit Marco Romano zu Boden ging und vor allem Nöttingens Coach Michael Wittwer mit Vehemenz einen Strafstoß forderte. Auf den Videoaufnahmen ist allerdings kein Kontakt erkennbar, so dass die Entscheidung des exzellenten Referees Marc Philipp Eckermann, auf Weiterspielen zu entscheiden, absolut richtig war.

Kurz vor dem Seitenwechsel hatten die Gäste dann noch zwei richtige „Bretter“.  In der 43 Minute schlenzte Leutrim Neziraj das Leder nach feiner Drehung knapp über das Gehäuse, kurz darauf hatte der starke Riccardo di Piazza nach einem Solo die Riesenchance, verzog jedoch knapp zentral aus zehn Metern. So war der torlose Pausenstand aufgrund des Nöttinger Chancenplus durchaus ein wenig schmeichelhaft für die NSU. Irgendwie hatte sich unsere Elf das Remis aber auch mit ihrem leidenschaftlichen Auftritt verdient.

Der zweite Durchgang begann wie der erste geendet hatte, mit einer Riesenmöglichkeit für die Nöttinger. Nach einer Hereingabe von Bilger kam plötzlich Eray Gür sieben Meter vor dem Neckarsulmer Gehäuse an den Ball, sein Volleyschuss ging jedoch in den Neckarsulmer Nachmittagshimmel, anstatt ins Netz. Dies sollte für längere Zeit die letzte Chance der Lila-Weißen gewesen sein.

Denn die NSU hielt weiterhin aufopferungsvoll dagegen. Hochkonzentriert in der Defensive und im Mittelfeld, um das starke zentrale Trio Mario Müller, Marc Schneckenberger und Steven Neupert, giftig. So zog man den Nöttinger in der Folge so etwas den Offensiv-Stecker.

Doch damit nicht genug, in der 61. Minute durften die NSU-Fans den ersten Heimtreffer überhaupt gegen den FC Nöttingen feiern. Zunächst setzte sich Steven Neupert vehement auf rechts durch, anschließend flankte David Gotovac nach innen und der sträflich freistehende Nico Charrier verwandelte eiskalt per Kopf zur 1:0-Führung der Sport-Union. Dem Anlass angemessen zelebrierte der Torschütze seinen Treffer mit einem nicht minder sehenswerten Salto. „Ich wusste gar nicht, dass Nico so hoch springen kann“, schmunzelte sein Trainer Marcel Busch nach dem Abpfiff.

Die Nöttinger, nachweislich eine Mannschaft mit großer Mentalität, versuchten alles, um zumindest zum Ausgleich zu kommen. Mit Michael Schürg kam ein weiteres Neckarsulmer Tor-Schreckgespenst ins Spiel. Und die Nöttinger Nummer 21 hatte in der 71. Minute gleich eine gute Chance, die jedoch der aufmerksame Marco Romano mit dem Hinterteil entschärfen konnte.

Als kurz darauf der Regen einsetzte, wurde das Spiel auch emotional giftiger. Brenzlig wurde es für die NSU noch einmal und zwar in der 82. Minute. Nachdem sich Mario Bilger am Fünfmeterraum auf die Grundlinie durchgespielt hatte, wehrte NSU-Goalie Marcel Susser seine Hereingabe jedoch grandios ab.

Haareraufen vier Minuten später auch auf der Gegenseite. Nach feinem Konterder NSU  legte der eingewechselte Pasqual Pander für den mitgelaufenen Shpejtim Islamaj auf, doch irgendwie verfehlte die Neckarsulmer Nummer 8 den Ball kurz vor der Torlinie.

Aus Neckarsulmer Sicht den Deckel drauf machte kurz vor dem Abpfiff Alexander Albert. Eine Flanke von Serhat Ayvaz drosch der Stürmer mit Wucht in die Maschen, 2:0 – der Drops war gelutscht. Ab 17:19 herrschte daher zurecht Partystimmung auf dem Pichterich.

Die NSU hatte nicht nur erstmals gegen den favorisierten FC Nöttingen gewonnen und damit wieder einmal ein Oberliga-Schwergewicht bezwungen, die „Boys in blue“ hatten auch die richtige Antwort auf das Ausscheiden im WFV-Pokal gegeben. Ein dritter Aspekt war zudem, dass die beiden Torschützen Nico Charrier und Alex Albert aufkommende kritische Pressestimmen, die Neckarsulmer Stürmer schössen zu wenig Tore, im Keim erstickten.

Doch abheben wird rund um den Pichterich jetzt keiner, erst recht nicht Trainer Marcel Busch: „Auch wenn das heute ein Ausrufezeichen von uns war, wir sind erst am dritten Spieltag angelangt, der Weg ist noch lang.“

NSU: Susser, Gotovac, Romano, Fausel, Klotz (84. Islamaj), Müller (79. Ayvaz), Schneckenberger, S. Neupert, Gebert, Öztürk (75. Pander), Charrier (72. Albert)