Ciao “Kaptan” – Aydin Cengiz verlässt die NSU nach 28 Jahren
Das eigentlich Unvorstellbare ist Realität. Nach fast drei Jahrzehnten ununterbrochener Zugehörigkeit bei unserer NSU, hat Aydin Cengiz seinen Abschied bekanntgegeben. Damit verliert die Sport-Union nicht nur ihre Identifikationsfigur schlechthin, sondern neben Spartenleiter Klaus-Dieter Linden auch ihren dienstältesten Protagonisten. Voller grenzenloser Dankbarkeit und Wertschätzung verneigen wir uns vor dem sportlichen Lebenswerk von Aydin Cengiz, der unserem Verein so unendlich viel gegeben hat. Der „Kaptan“ geht – und hinterlässt Traurigkeit allenthalben.
Wie soll man einen Menschen gebührend verabschieden, der in seinem gesamten Leben nur einen einzigen Verein, nämlich unseren, im Herzen getragen hat. Wie soll man einen Menschen verbschieden, dessen Menschlichkeit, Herzlichkeit und Charakterstärke über jede Liga hinweg eine verlässliche Komponente war. Wie soll man einen Menschen verabschieden, der den Pichterich besser kennt als jeder andere, der den Verein geprägt hat, wie kaum ein anderer und ihm treu war, wie kein anderer. Die Antwort: Es ist schlichtweg unmöglich. Denn die passenden Worte zu finden, ist unmöglich. Sie existieren einfach nicht.
Im Alter von zehn Jahren begann Aydin Cengiz das Fußballspielen bei der damaligen SV Neckarsulm – 28 Jahre ist das jetzt her. Aydin durchlief sämtliche Jugendteams prägte eine starke Neckarsulmer Generation. Sein großes Talent machte ihn danach bereits in jungen Jahren zu einem Leistungsträger der 1. Mannschaft. Er überzeugte jedoch nicht nur auf dem Platz, er war zudem daneben Sprachrohr des Teams, dessen mentaler Anführer. „Ich war nicht nur Fußballer, mir war auch immer wichtig, den Teamgeist zu stärken“, sagt Aydin Cengiz.
Früh wurde er deswegen folgerichtig Spielführer – und erhielt deswegen den Spitznamen, den er heute noch trägt: Kaptan – das türkische Wort für Kapitän. Unter Trainer Peter Idziak erlebte Aydin seine erfolgreichste Zeit als Spieler. Die Landesliga-Saison 2009/10 war überragend. Ligaweit war er als bester Abwehrspieler anerkannt.
Dreimal wurde Aydin mit der NSU als Aktiver Meister, zweimal in der Bezirksliga, einmal in der Landesliga. Zudem errang er den Bezirkspokal. Leider beendeten chronische Rückenprobleme viel zu früh seine aktive Karriere. Doch seine NSU zu verlassen, das war trotz zahlreicher Angebote anderer Vereine nie ein Thema für Aydin, der dann 2013 unter dem damaligen Coach Timo Böttjer dessen Co-Trainer wurde. In dieser Funktion feierte er drei Jahre später den Oberliga-Aufstieg zusammen mit Cheftrainer Thorsten Damm. Thorsten und Aydin – das war einfach ein Dream Team. Das WFV-Pokalfinale und der DFB-Pokal waren weitere Highlights, an die Aydin gerne zurückdenkt.
Doch schon in der aktuellen Winterpause reifte der Entschluss, sein Engagement bei der NSU zu beenden. „Ich habe mir die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht“, bekannt er. Doch als sein Entschluss dann letzte Woche endgültig feststand, gab es ein Problem: „Marco Merz hat mir mit seiner Rücktrittsverkündigung einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht“, lacht Aydin.
Man glaubt ihm aufs Wort, wenn er sagt: „Die NSU ist für mich mehr als eine Herzensangelegenheit. Die Verbindung ist derart stark, ich werde immer ein Neckarsulmer sein und bleiben.“ Doch der Kraftaufwand, er wurde in den letzten Monaten einfach zu groß. Die Sehnsucht nach freier Zeiteinteilung wuchs. „Eigentlich hätte ich mir nie vorstellen können, irgendwann einmal aufzuhören“, bekannt Aydin Cengiz. „Und wenn wir abgestiegen wären, hätte ich mich so bestimmt nicht verabschiedet. Aber jetzt, wo der Klassenerhalt feststeht, freue ich mich einfach auf viele Dinge, auf die ich verzichten musste.“ Aydin meint damit beispielsweise Besuche von Istanbuler Fußball-Derbys mit seinen Kumpels, oder eine freie Urlaubsplanung, ohne Rücksicht auf den Vorbereitungsplan sowie freie Wochenenden.“
Wenn man Aydin dies sagen hört, dann scheint er komplett mit sich im Reinen zu sein. Er wirkt derart überzeugt, dass Versuche ihn umzustimmen, sich von selbst verbieten. „Ich bin stolz auf meine Zeit bei der NSU. Aber ich bin ja nicht weg, ich werde sicherlich als Zuschauer auf den Pichterich zurückkommen“, sagt Aydin nicht ohne Wehmut in der Stimme.
Aydin Cengiz macht Schluss in Neckarsulm. Es ist ein Satz, den wir nie schreiben wollten – und doch ist er jetzt Realität. Aydin Cengiz ist eine Neckarsulmer Ausnahmeerscheinung, er hat unseren Verein gelebt wie kaum ein anderer. Es gibt nur einen „Kaptan“. Danke, Aydin.
Sportdirektor Marco Merz über Aydin Cengiz:
“Aydin durfte den sportlichen Höhenflug in seiner Heimatstadt sowohl als überzeugender Führungsspieler als auch als anerkannter Co- Trainer miterleben. Er war stets ein verlässlicher, ehrlicher und loyaler Partner seines jeweiligen Cheftrainers und der Vereinsverantwortlichen. Es ist bestimmt auch für Aydin eine kostbare und dankbare Zeit, auf die er nun zurückblicken kann und in der er die Entwicklung vom Fussball auf Bezirksebene bis hoch in die Sphären der Oberliga in allen Facetten miterlebt und mitgeprägt hat. Vielen Dank für all die Jahre, lieber Aydin! Sie werden unvergessen bleiben und jeder Neckarsulmer Fußballfan wird auch in vielen Jahren noch wissen: Meisterschaften, Pokaltriumphe und DFB- Pokal: Der Aydin war immer dabei!”