2:2 gegen Reutlingen – Remis nach spektakulärem Spiel

Wenn unsere Neckarsulmer Sport-Union und der SSV Reutlingen aufeinandertreffen, dann scheint am Ende immer ein Fußball-Spektakel herauszukommen. Das am Ende leistungsgerechte 2:2-Remis hatte alles, was man sich vom Fußballsport nur wünschen kann: Dynamik, Dramatik, schöne Tore und diskutable Schiedsrichterentscheidungen. Kurz gesagt, das Abendspiel im Pichterichstadion hatte trotz des Unentschiedens einen Gewinner: Die rund 370 anwesenden Zuschauer.

Diese wurden allerdings vom Wettergott zunächst auf eine harte Probe gestellt, Rund 30 Minuten vor dem Anpfiff setzte Starkregen im Pichterichstadion ein, der Spieler und Fans teilweise komplett durchnässte.

NSU-Trainer Marcel Busch hatte seine Mannschaft auf sechs Positionen umgebaut, so beorderte er beispielsweise nach dem errungenen Klassenerhalt letzte Woche in Spielberg mit Keeper Max Reichert oder Alessandro Hatzis, Akteure mit zuletzt weniger Spielpraxis in die Startelf.

Gegen zuletzt zweimal siegreiche Reutlinger entwickelte sich von Beginn an eine unterhaltsame Oberliga-Begegnung, weil beide Mannschaften ihr Heil in der Offensive suchten. Ohne jedes Abtasten ging es los und bereits nach zwei Zeigerumdrehungen scheiterte Serhat Ayvaz mit einem Schuss aus 18 Metern haarscharf. Auf der Gegenseite musste sich Max Reichert nach einem Flachschuss von Christian Giles mächtig strecken um zur Ecke zu klären.

Die Gäste hätten in der 16. Minute eigentlich in Führung gehen müssen. Nach einem kapitalen Neckarsulmer Fehlpass lief Giles alleine auf Max Reichert zu, drosch das Leder jedoch über den Querbalken. Normal lässt sich der SSV-Torjäger eine solche Chance nicht entgehen.

Es ging weiter ohne Pause hin und her, die NSU überzeugte mit guter Pass-Sicherheit und teilweise tollem Kombinationsspiel und bekam dadurch Spiel und Gegner in den Griff. Folgerichtig durften die NSU-Fans in der 27. Minute zum ersten Mal jubeln. Alexander Albert setzte sich stark an der Reutlinger Grundlinie durch, seinen Rückpass netzte Steven Neupert eiskalt aus sechs Metern zur inzwischen verdienten Neckarsulmer Führung ein.

Erstmals kurios wurde es in der 34. Minute. Nach einem Rückpass mit dem Oberschenkel von David Gotovac nahm NSU-Keeper Max Reichert die Kugel auf. Schiedsrichter Roy Dingler entschied zunächst auf indirekten Freistoß für Reutlingen, nahm aber nach Konsultation mit seinem Assistenten die Entscheidung wieder zurück. Die Regel besagt, dass lediglich der Rückpass mit dem Fuß strafbar ist, somit war die Korrektur des Unparteiischen absolut richtig.

Kurz vor der Halbzeit eine weitere tolle Szene. Nach einem Reutlinger Pass in die Tiefe konnte der herauseilende Reichert zunächst gegen Giles abwehren. Doch der SSV-Stürmer bekam eine zweite Chance, seinen anschließenden Heber klärte jedoch der zurückgeeilte Robin Neupert spektakulär per Kopf auf der Linie.

Nicht minder ereignisreich setzte sich die Begegnung im zweiten Durchgang fort. In der 54. Minute sollte die seit Monaten in Fußball-Deutschland geführte Handspiel-Diskussion ihre Fortsetzung finden. Steven Neupert bekam das Leder nach einer Flanke aus zwei Metern Entfernung an die Hand. Schiedsrichter Dingler interpretierte die Aktion als Regelvergehen und entschied auf Strafstoß. Christian Giles schnappte sich das Leder und traf zum vermeintlichen 1:1-Ausgleich. Der Reutlinger Jubel wurde aber jäh von einem Pfiff Roy Dinglers unterbrochen, der den Strafstoß wiederholen ließ, da SSV-Akteure zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Im zweiten Versuch wählte Giles dann die andere Ecke, doch Max Reichert roch den Braten und parierte den Strafstoß unter dem Jubel der Neckarsulmer Fans.

Die Reutlinger waren in dieser Phase der Chef im Ring und übten mit viel Ballbesitz Druck auf das Neckarsulmer Gehäuse aus. Der nächste Treffer wäre aber beinahe auf der Gegenseite gefallen. Nach Vorarbeit von Alex Albert kam Serhat Ayvaz in der Mitte freistehend zum Kopfball, der jedoch um Zentimeter über die Latte strich.

In der 64. Minute erzielten die Gäste dann den inzwischen verdienten Ausgleich. Nach einem Eckball konnte die Neckarsulmer Defensive den Ball nicht konsequent klären, dies nutzte Ruben Reisig aus sieben Metern mit einem satten Schuss zum 1:1.

In der Folge fand die NSU jedoch zurück ins Spiel und hatte drei, vier gute Chancen, abermals in Führung zu gehen. Dies gelang dann letztendlich in der 82. Minute. Nach einem weiten Ball, ließ sich Ruben Reisig zu einem deutlichen Schubser gegen Robin Neupert hinreißen, und Roy Dingler entschied erneut auf Strafstoß, diesmal für die NSU. Geburtstagskind Daniel Schmezle machte es besser als Christian Giles auf der Gegenseite und traf mit Wucht zum 2:1 für die Pichterich-Elf.

Doch damit war die Geschichte des Spiels noch nicht beendet, nur eine Minute später schaffte Reutlingen erneut den Ausgleich. Nachdem Kuengienda zunächst an Max Reichert scheiterte, staubte Yannik Schramm ins verwaiste Neckarsulmer Gehäuse ab – es stand 2:2.

Letztendlich blieb es dann bei diesem gerechten Ergebnis, nach wirklich hoch unterhaltsamen 90 Minuten und zwei wirklich starken Teams auf dem grünen Rasen.

NSU: Reichert, Gotovac, Schmelzle, Robin Neupert, Seybold, S. Neupert, Schneckenberger (78. Bellanave), Hatzis (59. Müller), Gebert, Ayvaz (89. Islamaj), Albert