1:2-Niederlage in Reutlingen hinterlässt Spuren bei der NSU

Die 1:2-Auswärts-Niederlage der Neckarsulmer Sport-Union beim SSV Reutlingen hatte Spuren beim Unterländer Oberligisten hinterlassen. Nicht nur psychische, auch physische. Stürmer Nico Charrier musste wegen einer Handverletzung in einem Reutlinger Hospital behandelt werden, Maxi Gebert hatte unter dem linken Auge einen tiefen Cut erlitten. Ins Bild passte zudem, dass Steven Neupert kurz vor dem Abpfiff nach einer unübersichtlichen Situation vom Unparteiischen Maurice Kern die Ampelkarte erhalten hat und im nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II fehlen wird.

Es war in Reutlingen wie so oft in der Vergangenheit, wenn die NSU auswärts angetreten ist. Ja, die Sport-Union zeigte über weite Strecken eine konzentrierte Leistung, tat das, was man tun muss, um auswärts zu punkten. Doch am Ende jubelten wieder einmal die anderen. „Erneut haben wir uns für eine gute und engagierte Leistung nicht belohnt.“ NSU-Coach Marcel Busch könnte diesen Satz aufnehmen und ihn derzeit nach Neckarsulmer Spielen in der Fremde  als Blaupause abspielen. Denn auch in Reutlingen hatte sich seine Mannschaft durch individuelle Fehler selbst um zumindest einen Zähler gebracht, der vom Spielverlauf absolut verdient gewesen wäre.

Den Reutlingern merkte man zunächst deutlich an, dass die Serie von drei Niederlagen wie ein schwerer Rucksack auf ihnen lastete. Das Kreuzeiche-Team agierte aus einer kompakten Defensive heraus und sorgte im Angriff zunächst für keine Gefahr. Die NSU kontrollierte Ball und Gegner und hatte zudem die erste große Chance der Partie. Nach einer punktgenauen Flanke von David Gotovac köpfte Serhat Ayvaz das Spielgerät in der 14. Minute an die Querlatte. Eine Viertelstunde später verfehlte ein Fernschuss von Mert Öztürk das Reutlinger Gehäuse haarscharf.

In der 38. Minute fiel auf der Gegenseite quasi aus dem Nichts die Führung für den SSV Reutlingen. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld in die Neckarsulmer Defensiv-Nahtstelle gewann Onesi Kuengienda das Laufduell gegen den herausstürmenden NSU-Keeper Marcel Susser und netzte zum aus Neckarsulmer Sicht mehr als unglücklichen 1:0 für die Gastgeber ein. Der Goalie der Sport-Union machte dabei keine glückliche Figur.

Es folgte die stärkste Phase der Reutlinger, die sich bis zur Pause zwei, drei weitere gute Möglichkeiten erspielten, ohne dass ihnen ein zweiter Treffer gelingen wollte.

Das änderte sich jedoch bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff. Und wieder half die NSU tatkräftig mit. Ein Neckarsulmer Defensiv-Pass wurde unfreiwillig zur Vorlage für Ruben Reissig, dessen Hereingabe am Ende Willie Sauerborn zum 2:0 über die Linie stocherte. Damit war den Neckarsulmer Ausgleichsbemühungen schnell der Stecker gezogen. „Wie wir in den entscheidenden Situationen verteidigen haben, ärgert mich massiv“, so Marcel Busch frustriert.

Doch wie so oft zeigte sein Team Moral. Mit einem Traumtor in Form eines direkt verwandelten Freistoßes sorgte Serhat Ayvaz in der 54. Minute für den 2:1-Anschlußtreffer. Die Neckarsulmer Nummer zehn zirkelte das Spielgerät unhaltbar in den linken Torwinkel und sorgte somit für neue Hoffnung im Gäste-Lager.

Obwohl nun mit erheblich mehr Ballbesitz ausgestattet, gelang es dem Pichterich-Team in der Folge allerdings nicht mehr, sich eine längere Druckphase gegen die weiterhin tief stehenden Reutlinger zu erspielen. Zu kompliziert agierte die NSU teilweise gegen die vielbeinige SSV-Abwehr, suchte in aussichtsreichen Positionen lieber den Querpass anstatt den Abschuss.

Kurz vor dem Abpfiff verlor die NSU dann noch den für den erkrankten Marc Schneckenberger als Kapitän agierenden Steven Neupert mit einer Ampelkarte, eine harte Entscheidung von Referee Maurice Kern.

Doch trotz aller Widrigkeiten kam sie noch, die Riesenchance zum Neckarsulmer Ausgleich. Shpejtim Islamaj legte mustergültig in die Tiefe zu Marco Romano, der umkurvte SSV-Keeper Pendinger, schob das Leder aber zum Entsetzen aller Neckarsulmer aus spitzem Winkel am leeren Tor vorbei.

Da passte es leider ins Bild, dass Nico Charrier sich kurz zuvor bei einem Zweikampf einen Daumengelenk- und Zeigefingerbruch zugezogen hat und seiner Mannschaft somit einige Wochen fehlen wird.

Der Blick von NSU-Coach Marcel Busch ging nach dem Abpfiff ins Leere, sichtbar suchte er nach Worten um das Geschehene zu beschreiben: „Ich bin total frustriert, das ist schon brutal. Wieder einmal haben wir ein Spiel komplett unnötig weggeschenkt.“ Die NSU hat sich somit als dankbarer Aufbaugegner für den SSV Reutlingen erwiesen, gegen den es wohl noch nie so einfach zu punkten gewesen wäre, wie diesmal.

NSU: Susser, Gotovac, Romano, Fausel, Gebert, Müller (70. Stadler), S. Neupert, Islamaj, Öztürk (64. Charrier – 76. Hatzis), Ayvaz, Pander.