25. Mai 2019

0:4-Niederlage gegen Nöttingen

Emotionaler Saisonabschluss auf dem Pichterich

Die Oberliga-Saison 2018/19 ist für die Neckarsulmer Sport-Union Geschichte. Die Pichterich-Elf beendete eine lange und intensive Spielzeit trotz der 0:4-Heimniederlage zum vorgezogenen Saisonabschluss gegen den FC Nöttingen auf dem 10. Platz. Das Saisonziel Klassenerhalt wurde insgesamt sehr deutlich erreicht, mit 47 Punkten konnten sogar zwei Zähler mehr gesammelt werden als in der Vorsaison. In Neckarsulm spricht man daher zurecht von einer gelungenen Saison, vor allem in der Rückrunde hatte das Team von Trainer Marcel Busch teilweise begeisternden Fußball gezeigt.

Die Niederlage zum Abschluss gegen den ehemaligen Regionalligisten aus Nöttingen war am vergangenen Samstag allerdings nur ein Nebenprodukt eines emotionalen Neckarsulmer Nachmittags. Denn es mussten zwei prägende Ikonen aus der NSU-Familie verabschiedet werden, Sportdirektor Marco Merz und Co-Trainer Aydin Cengiz haben nach zehn, bzw. 28 Jahren bei der Sport-Union ihre Rücktritte bekannt gegeben.

Beide Protagonisten gingen allerdings ganz unterschiedlich mit ihrem letzten Spiel für die NSU um. Aydin Cengiz betrieb „business as usual“. Als die ersten Spieler vor der Begegnung eintrafen, hatte er bereits die Hütchen zum Aufwärmprogramm auf dem Pichterich-Grün platziert, die obligatorische Zigarette vor der Trainerkabine schon geraucht. Auch wenn Platzwart Osman Yildiz ein großes Herz und die Buchstaben A-Y-D-I-N in die Coaching-Zone gestreut hatte, es war auf den ersten Blick ein ganz normaler Arbeitstag im Co-Trainer-Alltag des Aydin C.

Marco Merz´ obligatorischer Platz neben dem Trainer-Team hingegen blieb über die komplette Spielzeit leer. Es war quasi eine 90-minütige Ehrenrunde, die der scheidende Sportdirektor im Pichterichstadion absolvierte. Und es waren zahlreiche Mitstreiter, Unterstützer, Zuschauer und Fans gekommen, um Marco Merz bei seinem Abschied aus Neckarsulm zu begleiten. Er schüttelte unzählige Hände, führte zahlreiche Gespräche und erhielt massenweise Schulterklopfer und Anerkennung für sein sportliches Vermächtnis, das er in den letzten zehn Jahren in Neckarsulm aufgebaut hat.

Sein Wunsch, „die 50 Punkte gegen Nöttingen voll zu machen“, erfüllte sich leider am Ende nicht. Dazu waren die Gäste zu fokussiert und die Sport-Union zu fahrlässig mit den zahlreichen hochkarätigen Torchancen. Die Nöttinger hingegen waren eiskalt vor dem gegnerischen Gehäuse und gewannen durch Treffer von Niklas Kolbe (15.), Mario Bilger (18.), einem Eigentor (67.) und Colin Bitzer (90.) eine keineswegs einseitige Begegnung verdient, aber zu hoch.

Als die offizielle Verabschiedung von Marco Merz und Aydin Cengiz bevorstand, hatten nicht nur die verbliebenen Zuschauer teilweise Tränen in den Augen, auch der Himmel weinte. NSU-Vorstand Rolf Härdtner hatte die Zeremonie zur Chefsache gemacht. Aydin Cengiz dankte er, für fast drei Jahrzehnte als prägende Persönlichkeit auf dem Pichterich. Marco Merz lobte er mit den Worten: „Dass wir in der Oberliga Baden Württemberg spielen, das ist Dein Werk.“ Als Abschiedsgeschenk erhielt Marco Merz vom Verein einen Baum für seinen Garten: „Damit Du immer an die NSU denkst, wenn Du Deinen Garten betrittst“, erklärte Rolf Härdtner.

Im Namen der Mannschaft überreichte NSU-Kapitän Marc Schneckenberger, der von den Fans zum NSU-Spieler der Saison gewählt wurde, den beiden Geehrten ein Trikot mit den Unterschriften des gesamten Teams, lobte sie vor allem auch für ihre menschliche Qualitäten.

Dass sowohl Marco Merz als auch Aydin Cengiz sichtlich ergriffen mit den Tränen kämpften, zeigte, wie schwer ihnen der Abschied vom Pichterich fällt. „Den Weg, den wir zusammen gegangen sind, werde ich mir im Herzen bewahren“, sagte Marco Merz mit feuchten Augen und stockender Stimme  zum Abschied.  Aydin Cengiz schloss einen denkwürdigen NSU-Nachmittag mit den Worten: „Ich bin Neckarsulmer und werde es immer bleiben.“ Der kaum enden wollende Applaus war ein letztes Zeugnis der höchsten Wertschätzung die Aydin Cengiz und Marco Merz rund um den Pichterich genießen.

NSU: Reichert, Gotovac, Schmelzle (80. Kappes), Klotz (51. Klotz), Seybold. Schneckenberger, Müller, Gebert, Islamaj (72. Hatzis), Ayvaz (63. Demir), Albert